Videoendoskopie

In manchen Fällen bietet das herkömmliche Endoskopie-Verfahren jedoch keine Möglichkeit, das entstandene Krankheitsbild beim Patienten hundertprozentig abzuklären. So ist es beispielsweise bei vorliegenden Magen-Darm-Beschwerden kaum möglich, mit Hilfe des flexiblen Endoskops den mittleren Dünndarm zu untersuchen, da er sich an einer unzugänglichen Stelle im Verdauungstrakt befindet. Die konventionellen endoskopischen Verfahren ermöglichen lediglich eine Einsicht in etwa 30 Prozent des Dünndarms, so dass manche Blutungen oder Tumore im frühen Stadium leicht übersehen werden können.

Doch hier schafft inzwischen die sogenannte Videokapsel Abhilfe, bei der es sich um eine Miniatur-Videokamera in einer Kapsel handelt. Diese Videokapsel, die seit dem Jahre 2001 offiziell durch die Gesundheitsbehörden für die medizinische Diagnostik zugelassen ist, ist nur knapp drei Zentimeter groß und kann somit vom Patienten problemlos geschluckt werden. Die Kapsel ist mit einer Batterie, einer Lichtquelle und einem Aufzeichnungssystem ausgestattet und verfügt über eine Übertragungseinheit, die aufgenommene Bilddaten an ein Gerät weiterleitet, das der Patient ähnlich wie bei der Langzeit-EKG-Messung am Körper trägt. Die gewonnenen Daten werden nach der Untersuchung computergestützt bearbeitet und ausgewertet. Da das System der Videokapsel über eine extrem schnelle Datenübertragungsrate verfügt, kann es zwei Farbbilder pro Sekunde aus dem Körperinneren an das Empfängergerät, das der Patient trägt, senden. Nachdem die Endoskopie-Kapsel geschluckt wurde, wandert sie auf natürlichem Wege durch die verschiedenen Abschnitte des Magen-Darm-Traktes, was mehrere Stunden dauert. Ein neu entwickeltes Ortungssystem macht ihre Lokalisierung möglich, so dass die gesendeten Bilder den entsprechenden Darmabschnitten, in denen sie sich gerade befindet, zugeordnet werden können. Am Ende wird die Videokapsel auf natürlichem Wege ausgeschieden und ist auch nicht wiederverwendbar. Vorteilhaft ist hierbei, dass der Patient vor der Untersuchung weder Abführmittel zur Darmentleerung nehmen muss, noch auf seine alltäglichen Tätigkeitsabläufe verzichten muss. Er muss lediglich für etwa 12 Stunden vor der Untersuchung die Nahrungsaufnahme einstellen.

Die Video-Endoskopie mit der Kapsel ermöglicht nicht nur erstmalig die Visualisierung des gesamten Dünndarms, sondern stellt auch die Darmzotten in hoher Bildqualität dar, so dass auch oftmals schwer zu diagnostizierende Erkrankungen wie die Zöliakie (Glutenunverträglichkeit), die meist eine krankhafte Veränderung der Darmzotten auslöst, leichter erkannt werden können. Allerdings ist es bei Anwendung dieses Endoskopie-Verfahrens nicht möglich, unmittelbar Therapiemaßnahmen einzuleiten, wie es das herkömmliche Endoskop hingegen problemlos zulässt.

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